Selbst Herrchen wollen einen HaarschnittFriseure haben geschlossen. Aber Hundesalons dürfen in Nordrhein-Westfalen nach einem Gerichtsbeschluss trotz des Corona-Shutdown wieder öffnen. Das führt im Kreis Gütersloh mitunter dazu, dass Hundehaar-Experten sogar Anfragen von Menschen erhalten. |
Hundepflegerin Angelika Matzka aus Gütersloh, hier mit der zweinhalbjährigen Shelty Linya, arbeitet seit fast 36 Jahren in ihrer Branche. (FOTO: ANDREAS FRÜCHT) „Mich haben drei Menschen angerufen und gefragt, ob ich ihnen die Haare schneiden könne. Eine weitere Person ist mit der Bitte sogar persönlich bei mir erschienen“, fasst die 59-Jährige die Bilanz der vergangenen Tage zusammen. „Ich musste schmunzeln und habe ihnen gesagt, dass ich nur für Hunde zuständig bin.“ Genau genommen kümmert sich die gebürtige Gütersloherin seit 1985 via „Traumberuf“ um die Komplettpflege der Tiere, die sie aktuell nach einem strengen Hygienekonzept durchführt. Kunden reagieren trotz Hygienekonzept zurückhaltend Die Vierbeiner werden ohne Kontakt zu Herrchen und Frauchen vor der Ladentür in Empfang genommen. Weil das so ist, durfte Angelika Matzka ihr Hundepflege-Studio am Grenzweg nach Absprache mit dem Ordnungsamt der Stadt Gütersloh ohnehin trotz des Shutdowns öffnen. „Das Verbot des Anbietens von Friseurdienstleistungen gilt nur für Menschen. Hundefriseure sind als Dienstleister anzusehen, die ihre Tätigkeit unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregelungen anbieten dürfen“, erklärt Thomas Habig, Leiter des Fachbereichs Ordnung der Stadt Gütersloh. „Neben dem Haareschneiden“ umfasse das Repertoire von Angelika Matzka „auch Krallenschneiden, Ohrenpflege oder die Durchführung von medizinischen Bädern“. In all diesen Bereichen steht der gesundheitliche Aspekt der Tiere im Fokus: „Gerade an kälteren und nassen Tagen kann nämlich schnell Schmutz in zu langen Haaren landen. Das kann Entzündungen hervorrufen. Oder wenn das Fell verfilzt, können Hautirritationen entstehen“, erläutert Angelika Matzka, selbst Besitzerin von von zwei Shelties namens Jasirah und Linya. „Bei bestimmten Rassen, wie Havanesern, muss das Fell um die Augen herum regelmäßig geschnitten werden. Da trauen sich viele Besitzer nicht heran.“ Das sei somit ihr Job, den sie nach bestandener Prüfung im Deutschen Pudel-Klub seit 36 Jahren ausübt und dem sie seit dem 11. Januar auch in NRW offiziell weiter nachgehen darf. Mit dem Beschluss gab das Verwaltungsgericht in Münster dem Eilantrag einer Hundefriseurin aus Emsdetten statt. Laut den Richtern untersage die geltende Coronaschutz-Verordnung zwar Friseurdienstleistungen. Dies beziehe sich aber allein auf solche Arbeiten, die an Menschen erbracht würden und bei denen der Mindestabstand zum Kunden nicht eingehalten werden könne. Dieser Umstand ist für Thamiza Blankenaufulland ein mitentscheidender Faktor, weshalb die Brasilianerin ihren Salon „Tami Coiffeure“ auf dem Gelände des Camping-Kaufhauses in Verl bis zum Ende des Shutdowns geschlossen lassen will. „Ich arbeite zu gut 60 Prozent mit Problemtieren und Tieren mit posttraumatischen Erlebnissen. Da müssen die Besitzer oft dabei sein“, erklärt die 40-Jährige, die für ihre vierbeinigen Kunden schlicht „Tante Tami“ ist. Seit Juni 2017, anfangs aus einer Garage in Bornholte heraus, bietet sie die umfangreichen Dienste des Groomers (Hundepfleger) an – mittlerweile an gut drei Tagen in der Woche, da sie zudem noch im Marketingbereich einer Verler EDV-Beratungsfirma tätig ist. „Auf mich wirkt sich das Urteil nicht direkt aus, aber ich freue mich für meine Kolleginnen“, sagt Thamiza Blankenaufulland. Menschen würde sie nicht frisieren, auch als gute Freundin von Landrat Sven-Georg Adenauer wäre sie bei einer Anfrage von ihm in dieser Hinsicht eher zurückhaltend: „Da wäre er bei seinem Friseur besser beraten, und außerdem dürfte ich es ja ohnehin nicht“, sagt sie und lacht trotz der ernsten Situation. Seit Mitte Dezember ist ihr Laden geschlossen. Die Einbußen kompensiert sie zum Teil mit „Geld, das ich für die Rente oder für Reisen gespart habe“. Wie es weitergeht? „Mein Plan ist, dass ich nach Ende des Shutdowns wieder öffne.“ Auch im „Zottelhaus“ in Rheda-Wiedenbrück hat Inhaberin Karina Stockmann zu kämpfen. Auf 6.000 Euro belaufen sich nach ihren Angaben die Einbußen, die sie durch das Herunterfahren des öffentlichen Lebens hinnehmen musste. Besonders die gut sechswöchige Geschäftsschließung während des ersten Shutdowns, die sie nach einem Schreiben des Ordnungsamtes habe vornehmen müssen, sei für die 51-Jährige „der Horror“ gewesen. Mittlerweile hat sie ihren Salon an der Haardstraße 32 wieder geöffnet, doch trotz Hygienekonzept sei die Kundschaft zurückhaltend. Die Anzahl der Hundefriseure im Kreis Gütersloh beziffert Beate Wichmann auf etwas mehr als 20 Geschäfte. Seit 2009 ist die 57-Jährige auch als Hundefriseurin tätig. Mittlerweile als Inhaberin des Salons „Rund um den Hund“ an der Carl-Zeiss-Straße 47, den sie gemeinsam mit ihrer Tochter Katja Seebald (33) führt. Da das Geschäft über einen kleinen Vorgarten verfügt, sei die Einhaltung der Corona-Regeln für sie kein Problem. Wichmann: „Ich weiß aber von Kolleginnen in anderen Städten, die diese Möglichkeiten nicht so einfach haben, und deren Existenz dadurch bedroht ist.“ |
Neue Westfälische - 20.1.2021 |
Westfalenblatt - 21.7.2015 |
Neue Westfälische - 7/8.02.2015 |
Neue Westfälische - 7/8.02.2015 |
Haller Willem 7.02.2015 |
Neue Westfälische - 29.01.2010 |
Fell & Pfote Ausgabe I 07 / 2. Quartal 2009 |
Westfalenblatt Gütersloh - 25.02.2008 |
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